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Das Dorf Crange

 

Das Dorf Crange

 Der Name Crange

 

Crange stammt aus den mundartlichen Krang (= Windung,Kringel) ab. In alten Dokumenten wurde Crange fast immer mit "K" geschrieben. In kleinen Schleifen und einem grossen Kringel floss die Emscher um ein paar Bauernhäuser herum.Crange lag also in einem Krang des Flusses. Mittendrin befand sich eine Burg, Dem Kringel zufolge hieß die Burg "Crange", was seit 1286 amtlich ist.

Als 1441 Derick von Eickel mit Haus Crange belehnt wurde, hier das neue Schloß baute und nach Crange zog, nannte er sich : von Eickel "tom Krange". Hier hat also der Platz dem Besitzer den Namen gegeben und nicht, wie an vielen anderen Orten , ein Adelsgeschlecht dem Platz

 

Die Geschichte Cranges

 

 

 

Ausgrabungen haben ergeben, daß das Cranger Gebiet bereits vor 4000 Jahren besiedelt war. Vermutlich sogar schon 2000 Jahre vorher. Um die Zeitenwende herum trafen die Römer auf ihren Eroberungszügen hier den germanischen Volksstamm der Brukterer an, der 695 von den Sachsen unterworfen wurde . Nach der Eroberung des Landes durch Karl den Großen vollzog dieser die Angliederung Sachsens an das fränkische Reich über die karolingischen Grafschaft. Wie in anderen Hellwegorte, legte Karl der Große auch in Bochum einen Königshof an. Bochum war bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts die einzige größere Ansiedlung in der Nähe, deswegen kann man annehmen, daß Crange damals Reichsgut in der Grafschaft Bochum war. Ende des 13. Jahrhunderts gelangten die Grafen von der Mark in den Besitz von Hof und Gericht Bochum und somit wohl auch in den Besitz von Crange.
 
 

 

 

urkunde

1441 belehnte Herzog Adolf von Cleve, Graf von der Mark, Derick von Eickel, der von 1437 bis 1444 Droste des Amtes Bochum in der Grafschaft Mark war, mit Haus Crange. Dieses geht aus der nebenstehend aufgeführten Text der Urkunde hervor.

 
 

 

 Crange war die Eingangspforte des Emscherbruches. Die von Derick von Eickel auf der von der Emscher gebildeten Insel erbaute neue Burg diente offentsichlich 2 wichtigen Zwecken; Das Haus Crange lag an der Grenze des kurkölnischen Vestes Recklinghausen, deswegen sollte die Burg einmal die Grafschaft Mark gegen Übergriffe aus den nördlichen Grenzgebieten sichern und zum anderen Schirm und Stütze der Wildpferdezucht sein, dessen Gebiet zwar überwiegend kurkölnisch war, dessen Mittelpunkt, eben Crange , aber zur Grafschaft Mark gehörte. Das Haus Crange war eine strategisch bedeutende Wasserburg. Deswegen wird angenommen, daß es aus diedem Grunde "Freiheit" wurde. Zu den Freiheitsrechten gehörte z.B. freies Fischerei- und Marktrecht. Dieses wird in dem seit Jahrhunderten bestehenden Pferde- und Jahrmarkt dokumentiert.

 

Die von Eickel blieben auch weiterhin Besitzer der Burg. 1605 belehnte Herzog Johan Wilhelm zu Cleve , Gert von Eickel mit Crange. Dieser hinterließ nach seinem Tode, seinem Bruder Ernst von Eickel das Gut. Später wurde seine Tochter Petronella, die mit Christoph von Rump zu Velbert vermählt war, Erbin von Crange. Am 26.06.1637 wurde Christoph von Rump von Georg Wilhelm zu Brandenburg mit Crange belehnt. Die von Rump blieben im Besitz des Gutes, bis es nach 1884 an den Graf von Galen und später an den Graf von Landsberg-Velen überging. Nachdem die Burg einem Brand zum Opfer fiel,wurde 1761 das Cranger Schloß gebaut  schlosscrange 
   Schloß Crange 1896

 

kapelle   Mit kirchlicher Genehmigung ließ Derick von Eickel eine Kapelle errichten, die er dem heiligen Laurentius weihte, dessen Namenstag der 10. August ist. Die Einweihung vollzog sich wahrscheinlich 1444 oder 1451, da in diesen Jahren der 10. August auf einem Sonntag fiel. Die Kapelle wurde bis 1854 benutzt und schließlich 1873 abgebrochen.
 Laurentius-Kapelle, Foto nach Holzschnitt  

 

Die Geschichte des Dorfes Crange ist eng mit der des Schlosses verbunden. Die meisten Bewohner waren Bedienstete und Tagelöhner des Schloßherrn. Crange bildete eine eigene Kirchengemeinde, die gleichzeitig mit der Herrschaft um die Mitte 70er Jahre des 16. Jahrhunderts das evangelische Bekenntnis annahm. Erst im Zuge der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts, entwickelte das Dorf Crange ein Eigenleben. Die Gutsherrschaft hatte ihren Wohnsitz von Crange verlegt und damit an Einfluß verloren .  dorfstrasse 
   Dorfstrasse um 1907

 

Das Emscherbruch

 

Bereits vor Christi Geburt war die Gegend durch ihren Reichtum an wilden Pferden berühmt.Schon die Römer trafen hier einen Volksstamm an, der sich durch seine Reitkunst und Pferdezucht auszeichnete. Das Weidegebiet der Wildpferde befand sich im Flußtal der Emscher, im sogenannten Emscherbruch. Nach diesem Gebiet werden die damals hier beheimatet gewesenen Wildpferde noch heute Emscherbrücher genannt.

 

 emscherbruch

Das Emscherland im Brüsseler Atlas 1573

 

Das Emscherbruch lag südlich der Stadt Recklinghausen, teils im Veste Recklinghausen, teils im Stifte Essen, und erstreckte sich etwa über die Gegend Bottrop-Buer-Recklinghausen-Waltrop-Crange-Gelsenkirchen-Borbeck. die Wildbahn war etwa 25 km lang und 6 km breit und umfasste eine Fläche von etwa 10000 ha. Im allgemeinen wird unter "Bruch" ein mit Erlen, Birken, Eschen und verkrüppelten Nadelhölzern bestandenes Weichland bezeichnet. Diese wäre als Lebensraum für Wildpferde wenig geeignet gewesen. Im Gegensatz dazu bestand das Emscherbruch größtenteils aus Eichen und ein wenig Buchenhochwald. Dazwischen lagen Erlenbrüche, Dornendickungen und Wasserlachen, die nie ganz austrockneten.Die Heideblößen waren mit Ginster, Stechpalmen und Wacholdersträuchern bewachsen. 

 

Ausser von der Emscher, die aus 3 kleinen Wasserläufen in der Gemeinde Holzwickede, östlich von Dortmund Hörde, entsteht und bei Ruhrort in den Rhein mündet, war das Bruchgebiet von Osten nach Westen von der kleinen Emscher, der Boy , der Fleute und dem Welheimer Mühlenbach durchflossen. Die Flußläufe wurden zu beiden Seiten von saftigen Wiesen begleitet. Das Emscherbruch war also ein ideales Gebiet für die Wildpferde.

 

Lage und Größe 

 

Crange liegt im Südwesten der Westfälischen Bucht, und zwar im Flußtal der Emscher. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts befanden sich das Dorf und das Schloß auf einer etwa 15 Morgen großen Insel, die von der damals noch südlich um Crange fließenden Emscher und einer Umflut- östlich wurde ein Flußarm abgeleitet, nördlich an Crange vorbeigeführt und westlich wieder mit dem Hauptfluß vereinigt - gebildet wurde. Aufgrund der Flußregulierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts verschwand die Insel. Im ehemaligen Bett der Emscher wurde der Rhein-Herne-Kanal angelegt.

 

karte

Aus der Copie der Gemeindekarte von Crange aus dem Jahre 1824 sind die Grenzen des Ortes ersichtlich, die im wesentlichen noch mit den heutigen Grenzen des Ortes übereinstimmen. Damals gehörte Crange zur Bürgermeisterey Herne im Landkreis Bochum. Im Norden bildet Crange heute die Stadtgrenze gegen Recklinghausen und Herten. Im Süden schließen an Crange die Wanne-Eickeler Stadtteile Holsterhausen und Wanne (früher Bickern) an. "Wanne-Eickeler Stadtteile" stimmt natürlich heute nicht mehr ganz, da Wanne-Eickel und Herne aufgrund der Städtereform 1975 zur neuen Stadt Herne zusamengeschlossen wurden.

   
 Der Stadtteil Wanne (früher Bickern) bildet gleichzeitig die Westgrenze von Crange . Am 1. April 1926 wurde die Stadt Wanne-Eickel durch Zusammenlegung der Ämter Wanne und Eickel gegründet. Da Crange schon vorher dem Amt Wanne zugehörig war, wurde somit Crange ein Stadtteil Wanne-Eickels. Crange ist mit 153 ha einer der kleinsten Stadtteile von Wanne-Eickel bzw. Herne.

 

Bilder - Archiv der Stadt Herne 

 

< die Geschichte der Cranger Kirmes - Seite 1

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Die Geschichte Cranger Kirmes 1

 

Die Geschichte der Cranger Kirmes  - Seite 1

In diesem Jahr findet zum 583. Male die Cranger Kirmes statt. Das genaue Ursprungsjahr ist aber nicht bekannt. 1935 wurde die 500. Cranger Kirmes gross gefeiert. Warum gerade 1935? Es gibt keine Berichte für die Zeit von 1933 bis 1945 ,da die Zeitungen aus dieser Zeit von den Allierten später beschlagnahmt wurden. Lediglich die Festschrift zur 500. Cranger Kirmes ist vorhanden. Im Vorwort dieser Festschrift ist folgendes zu lesen

 

b1 "Nachweislich ist das vormalige 1761 durch Brand zerstörte Schloß Crange in den Jahren 1440/1441 erbaut worden. Es ist nicht nachweislich, daß das Schloß anstelle eines vorher vorhandenen älteren Hauses errichtet worden ist. Ebenso ist die Geschichte des Dorfes Crange vor dieser Zeit in Dunkel gehüllt. Es ist daher anzunehmen, daß Crange viel älter ist als das Schloß. Mit dieser 500-Jahrfeier soll keine Zeitrechnung festgelegt, aber ein Markstein gesetzt werden, von dem aus rückwärtsschauend wir uns in die Geschichte unser engen Heimat vertiefen, der Väter Art und Sitte ehren und die in der Cranger Kirmes als altem deutschen Volksfest liegende Überlieferung wahren wollen."
Pferdemarkt Anfang des 20. Jahrhunderts  

 

 

Für die Entstehung des Cranger Pferde - und Jahrmarktes scheinen mehrere Faktoren verantwortlich zu sein.

a) Die Wildpferde des Emscherbruches, die bereits für die Germanen ein begehrtes Tausch- bzw Handelsobjekt waren.

b) Der Gedenktag der Hermannsschlacht, der von den als spiel- und trinkfreudig bekannten Germanen sicher festlich begangen wurde und zwar in Verbindung mit dem jährlichen Pferdemarkt.

c) Der Jahrestag der Einweihung der Laurentiuskirche in Crange, der das heidnische Fest ablöste.

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Viehmarkt am Laurentiustag 1925

 

Die Wildpferde 

Durch Knochenfunde ist erwiesen, daß das Wildpferd schon in der Urzeit im nahen Emscherbruch lebte. Diese Wildpferde im Volksmund auch "Emscherbrücher Dickköppe" genannt, waren sehr genügsam und gute Gebrauchspferde. Das Einfangen der Pferde geschah durch Einzel- oder Massenfang. Es wurden Treibjagden veranstaltet, bei denen das ganze Dorf und die Nachbarschaft aufgeboten wurden.

 

 

bild9  Der Wildpferdeauftrieb wurde erstmals im Jahre 1369 erwähnt. Man kann auch davon ausgehen, das im Jahre 1441 schon Pferde zum Verkauf oder Versteigerung angeboten wurden , da in diesem Jahr das Haus Crange urkundlich erwähnt wurde. Seit der Einweihung der Laurentiuskapelle am 10. August 14??,das Jahr ist nicht genau bekannt, fanden sowohl der Pferdemarkt wie auch der Jahrestag der Kirchweihe zusammen alljährlich am 10.August (Laurentiustag) statt.
 Pferdemarkt um 1900  

 

Das Emscherbruch mit seinem Mittelpunkt Crange, wurde im Laufe der Jahrhunderte in zunehmenden Maße als Ort der Pferdezucht und des Pferdemarktes weithin bekannt. Aus allen Richtungen kamen die Käufer angereist. aus Köln, Frankfurt, Holland und aus den benachbarten Garnisonen. Man bezahlte hohe Preise für die begehrten Pferde. Der Verkauf fand nördlich des Dorfes auf einer von der Emscher gebildeten Halbinsel statt, zu der nur die Käufer Zutritt hatten. Die Zuschauer standen auf der anderen Seite des Flusses. 

 

Das Ende der Wildpferdezucht

Die blühende Wildpferdezucht des Emscherbruches ist im Laufe der Zeit eingegangen. Erster Anlass hierzu war das französische Forstorganisationsdekret vom 22.06.1811 für das Grossherzogtum Berg, in dem das Wildroß dem übrigen Vieh gleichgestellt wurde und nur noch unter Aufsicht eines Hirten weiden durfte. Bei Zuwiderhandlung sollte der Besitzer zur Rechenschaft gezogen werden. Wenn auch diese Bestimmung später gemildert wurde, so führte doch die im Jahre 1825 erfolgte Teilung der Gemeindemarken zur endgültigen und völligen Auflösung der Wildpferdezucht im Emscherbruch

 
 bild8
 
alte Cranger Schule und Cranger Kirche 1908

 

bild2 
Cranger Pferdemarkt 1913
 

Trotz Auflösung der Emscherbrücher Wildpferdezucht im Jahre 1825 wurde der Pferdemarkt traditionsgemäss beibehalten. 1835 war folgende Bekanntmachung zu lesen:

"Ich bin Willens, 14 Stück junge , wilde Pferde am 10.August als am Jahrmarkt zu Crange Nachmittags 3 Uhr bei Gartmann an der Cranger Heide gegen baare Zahlung meistbietend zu verkaufen;da ich solche,weil sie noch ganz roh sind, nicht zum Markt bringen darf. Kauflustige lade ich hierzu mit dem Bemerken ein, daß die Pferde von vorzüglicher Qualität sind"

1910 standen noch über 2000 Pferde zum Verkauf.

   
 Es ist anzunehmen, daß neben dem Pferdemarkt zunächst auch stets ein Krammarkt stattfand, wo die Bevölkerung ihren Jahresbedarf an Gerät für Haus und Hof sowie sonstigen langfristigen Bedarf deckte. Ein solches Ereignis lockte natürlich auch viel "fahrendes Volk" an. Anfangs waren nur wenige Buden vorhanden. Seiltänzer und Taschenspieler zeigten ihre Künste.Auch Zigeuner waren mit ihren Affen und gezähmten Bären vertreten. Um 1900 erzählte ein ein ehemaliger Gemeindevorsteher von Crange,Heinrich Koch, das oft bis in die Nacht hinein gezecht und getanzt wurde, wobei der bekannte westfälische Korn oft nur zu gründlich seine Schuldigkeit tat und Ursache ward, daß mancher eben erst erstandener Gaul durch Würfel- und Kartenspiel mehrfach seinen Besitzer wechseln musste.

 

bild10  Im 19. Jahrhundert und auch noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts war die Kirmes auch als Hechtkirmes bekannt. In der Emscher wimmelte es von Hechten. Sie wurden gefangen und dann im Freien an langen Tischen serviert. Aus Pferdemarkt und Laurentiusfeier wurde so die Hechtkirmes. Doch nach einiger Zeit gab es keine Fische mehr in der Emscher. So wurde aus der Hechtkirmes die Cranger Kirmes. Anfang des 20. Jahrhunders verlor auch der Pferdemarkt immer mehr an Bedeutung. 
Pferdemarkt 1907-im Hintergrund links Zirkuszelte
 

 

 Bilder: Archiv Stadt Herne
> Geschichte der Cranger Kirmes - Seite 2

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Die Geschichte Cranger Kirmes 2

 

Die Geschichte der Cranger Kirmes  - Seite 2

1929 schrieb die Presse,das der Pferdemarkt nach dem Kriege 1914-1918 durch die Motorisierung immer mehr an Bedeutung verloren hat. Nur 1200 Pferde wurden aufgetrieben . Der Handel soll nicht besonders gut gewesen sein. Unter den Pferdehändlern fehlten auch nicht die Zigeuner, die dieses Mal in besonders grosser Zahl und mit einer Reihe von Wagen erschienen waren. Sie erhielten besondere Plätze zugewiesen und durften sich nicht unter die anderen Händler mischen.

 

bild4 Außer für die Kaufinteressenten, war für die übrige Bevölkerung der Pferdemarkt schon längst nicht mehr der Hauptanziehungspunkt. Aus dem Stelldichein der Landwirte und Pferdehändler war das Volksfest des Ruhrgebiets ,die Cranger Kirmes, geworden. Auf dem Festplatz waren nun Zirkus, Kasperletheater, Schaubuden , Glücksräder und Schiffschaukeln vertreten.
Zigeunerlager 1930
 

 

 Friedrich Brockhoff (1845-1926), ehemaliger Rektor der Cranger Schule schilderte 1924 die Cranger Kirmes seiner Kinder- und Jugendzeit wie folgt:

"ein bedeutender Tag für die 5 Wirte an der Dorstener Strasse (Garthmann, Abenhard, Funcke, Sassenhoff und Brockhoff) war der 10.August, der Laurentiustag,  an dem seit Jahrhunderten die berühmte Kirmes (Kirchweihfest) verbunden mit dem bedeutendsten Pferdemarkt in Westfalen stattfand. Dann stellten sich nicht nur die Pferdehändler und Pferde aus Westfalen , sondern auch aus den benachbarten Provinzen in unserer Stadt ein. Besonders geschätzt waren die im Emscherbruch (Crange, Herten, Recklinghausen, Buer und Bottrop) wild umherlaufende Pferde, die kurz vor dem 10.August eingefangen und gezähmt wurden und am 10.August auf dem Markt kamen. Vielfach versah sich auch die preußische Armee auch mit diesen Pferden. Die genannten 5 Wirte trafen die Vorbereitungen für die Aufnahme der Pferde, indem sie Pferdestelle neu einrichteten, auf den großen Hofräumen Pfosten eingruben, damit die Pferde daran festgebunden wurden. Mit dem Pferdemarkt war der Vieh- und Kirmesmarkt verbunden. Karussel, Schaukel, Schieß- und Tierbuden, Kölner Hänschen usw. sorgten für Zerstreuung. Zelte bargen allerlei Leckereien und Spielsachen für die Kinder und Waren für den Haushalt. Wenn von Mittag an die Pferde und sonstige Tiere hereingeführt wurden, stellten sich nachmittags aus allen umliegenden Orten Kirmesbesucher ein, so daß den ganzen Tag die Straßen, leeren Plätze und Wirtschaften die Menschen kaum fassen konnten. Am Abend wurde in den Sälchen der 5 genannten Wirte zum Tanz aufgespielt, während auf den Strassen Drehorgeln, Zieh- und Mundharmonikas, Sänger, Ausrufer einen betäubenden Lärm verursachten. Auf die Kirmes freuten sich besonders die Kinder schon viele Wochen vorher und suchten sich Kirmesgeld zu verdienen. Da die Eltern vielfach von Verwandten und Freunden an diesem Tage besucht wurden, so erhielten die Kinder oft auch von diesen Kirmesgroschen zum Geschenk. Mir machte es als Kind eine besondere Freude, wenn ich in der Nacht vor der Kirmes im Heu schlafen musste, denn dann wurden schon in der frühsten Morgenstunde einige Dachziegel beiseite geschoben und der Kopf durchs Dach gesteckt, um das Kommen der wiehernden Pferde und deren Führer zu beobachten."

 
 
 

 

bild5

Am 12.08.1929 stand im Wanne-Eickeler Lokalanzeiger:

" Wenngleich auch die beiden ersten Tage der Cranger Kirmes einen verhältnismäßig guten Besuch zeigten, so übertraf der gestrige Sonntag- der Schlußtag der Kirmes- alle Erwartungen. Wahre Völkerwanderungen setzten schon am Nachmittag nach dorthin ein. Aus allen Teilen unserer Stadt ströhmten die Besucher herbei, Strassenbahnen, autobusse, ja sogar die sonst so verpönten Pferdedroschken waren überfüllt. Selbst aus den benachbarten Orten kamen die Menschen herbei, denn keiner wollte sich die so berühmte Kirmes in Crange entgehen lassen."

lange Jahre in Crange - Zirkus Schickler 1926
 

 

Auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskirise 1931, gab es viele Arbeitslose. Das die Wanne-Eickeler Bevölkerung trotz Arbeitslosigkeit nicht auf ihr traditionelles Volksfest verzichten wollten, geht aus dem nachstehenden Auszug eines Gedichtes hervor, das am 12.08.1932 in der Wanne-Eickeler Zeitung erschien:

"Die Schwäger, Nichten und die Neffen,
 
Sie alle wirst du an dort treffen
 
Die Kirmes die gehört doch schon
 
Zum Wanne-Eickeler "guten Ton"!
 
   
In neunzehnhundertzwounddreißig  
Fürs Vergnügen -tja, das weiß ich!-  
Den meisten wenig Geld; doch fehlt  
Es nicht an Zeit, und Zeit ist Geld  
   
Mit diesem Geld in unsern Taschen  
Laßt uns vom Kirmes-Frohsinn naschen  
Und hauen das Gespenst der Not  
-Sei´s nur für eine Weile - tot!

 

Im Wanne-Eickeler Lokalanzeiger stand auch diese Milieuschilderung

"Emsiges Treiben herrschte schon gestern im Dorf Crange. An allen Ecken und Enden wurde gehämmert, gezimmert und Leinwand gespannt. Eine hübsche grosse Zeltstadt ist wieder mal entstanden, mit Attraktionen aller Art. Zelt"stadt" trifft in Crange am besten zu; denn dort gibt es ja keinen eigentlichen Kirmesplatz; man schlängelt sich durch die Budenreihen, die längst der Hindenburgstrasse stehen und schiebt sich auf die Bröldicksche Wiese, macht dort die Runde an Karussels, Schiffschaukeln, Riesenrad, Jux und Verkaufsstände vorbei, landet wieder auf der Hauptstrasse, wo man von einer "Gasse" in die andere geht. Zum üblichen Rummel finden wir hier noch Sehenswürdigkeiten in Hülle und Fülle, Zirkusschauen, Variete-Attraktionen, Zauberkünstler und alles Mögliche. Man konnte auch "Höllenfahrten" machen und einen "Wasserfall" hinabrutschen."

 bild1

Cranger Kirmes Anfang der 30er Jahre
   

 

 

Am 15.08.32 schrieb die Wanne-Eickeler Zeitung:

"Die Eintrittspreise standen während dreier Tage im Zeichen des Abbaus. Für 5 Pf. sah man die halbe Welt- durch das Vergrösserungsglas natürlich. Die Wahrheit aus den Handlinien wurde einem für 1 Groschen gepredigt. Der Kirmesauftrieb sei stark zurückgegangen. Man hoffe aber, daß sich Schausteller, Stadtverwaltung und Fahrzeugbesitzer, die Tausende von Menschen nach Crange befördert hatten, trotz der miserablen Verhältnisse über den Verdienst nicht beklagen könnten"

 

bild6
 
Puppenspieler in Crange 1926
 

Und es gab auch was zum Schmunzeln:

"Wanne bei Nacht"

Dannekämper Jungen errichteten einmal eine Bude mit der verheißungsvollen Ankündigung: "Wanne bei Nacht!" Man wurde für fünf Pfennig hineingelassen und sah den Sternenhimmel. Die Polizei hatte damals weniger Humor als das genasgeführte Publikum und verbot den 5 Pf Ausblick

   

 

 

bild7
 

!935 wurde die 500. Cranger Kirmes gefeiert. Die Veranstalter hatten mit erheblichen Aufwand ein grosses Festprogramm ablaufen lassen.

Die sonst dreitägige Kirmes ging ausnahmsweise anlässlich der 500 Jahr Feier 5 Tage lang.

Die letzte grosse Kirmes vor dem 2. Weltkrieg fand dann 1939 statt. Dann gingen für viele Jahre auch in Crange die Lichter aus

Cranger Kirmes 1939
 

 

Bilder: Archiv Stadt Herne 
< die Geschichte der Cranger Kirmes - Seite 1     > die Geschichte der Cranger Kirmes - Seite 3

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Die Geschichte Cranger Kirmes 3

 

Die Geschichte der Cranger Kirmes  - Seite 3

Im Jahre 1946 fand dann wieder die Cranger Kirmes statt und zwar erstmals, abgesehen von der 500 Jahr Feier 1935, 5 Tage lang, von Freitag bis Dienstag .

 

 

Amtliche Bekanntmachung

"Historischer Pferdemarkt mit großem Jahrmarkt und Kirmesveranstaltung vom 9. bis einschließlich 13. August 1946.

Der Viehmarkt, hauptsächlich Pferdemarkt, findet am Freitag dem 9. August 1946 statt. Die Platzverteilung zur Kirmes ist für sämtliche Geschäfte am Montag , dem 5. August 1946, von 10-18 Uhr.

Auf der Kirmes sind die modernsten Geschäfte aufgestellt, wie z.B Achterbahn, Raupenbahnen , Raketenbahnen, Alpenfahrt, Riesenrad, Schiffschaukeln, Überschlagschaukel, Kettenflieger, Kinderkarussells, Hypodrom und viele andere Fahr- , Schau- , Verkaufs- und Verlosungsgeschäfte.

Wanne-Eickel, den 1.August 1946, Der Oberstadtdirektor

 
 

 

 Am 5.8.1948 berichtete die Westdeutsche Allgemeine Zeitung :

1948 präsentiert sich die Cranger Kirmes wieder ganz gross und mit vielen neuen Attraktionen. U.a. waren vertreten: Starke Männer-leichte Frauen im Hollywood Paradies, Tünnesken-Theater, Illustrierte Moritatenschau, Achterbahn, Nürburg Ring, Fischbuden, Liliput-Zirkus, Geisterbahn, Verlosungsstände mit Stoffbären, Flaschenbuden mit Glücksringen, Karusselle jeder Art und Grösse, wilde und zahme Tiere.

 

Auf dem Pferdemarkt waren 150 Pferde in der Preislage zwischen 600 und 1200 DM aufgeboten. Auch 7 schwarz-weiße Ferkel wurden gehandelt.

 

1949 gab es erstmalig zum Abschluß ein Großfeuerwerk. Zum Pferdemarkt kamen 3518 Besucher.201 Pferde wurden angeboten

 

1953 kamen rund 1 Millionen Menschen zur Cranger Kirmes.

 

 

jupiter

Seit 1951 fand eine Automesse für Gebrauchtwagen statt.

1953 wurden von 550 ausgestellten Fahrzeugen 45% abgesetzt. Der Automarkt war aber nur eine vorübergehende Erscheinung.

 

1959 war besuchermäßig ein Rekordjahr.2,2 Millionen Menschen besuchten die Cranger Kirmes.Auf dem Pferdemarkt wurden 31 Pferde und 60 Ferkel gehandelt

 

1965 veranstaltete der Kreisreiterverband Dortmund im Rahmen der Cranger Kirmes am 7. und 8.8.1965 ein grosses Reit- und Springturnier. Zahlreiche Sportler der deutschen Reiterelite und 150 Klassepferde waren aufgeboten.

Riesenrad Jupiter von den Gebr. Kallenkoot, 1965
 

 

 

turnier2    turnier1

 Harry Boldt, Silbermedaillengewinner in der

Dressur in Tokio, mit seinem Pferd Romeo.

  Kurt Jarasinski, Olympiasieger zweifacher Gewinner des großen Preis von Deutschland .
riesenrad   titan
 
Riesenrad 1965
   
Pressluftkarussell Titan 1965

 

 Bilder: Programmschrift Cranger Kirmes 1965

 

< die Geschichte der Cranger Kirmes - Seite 2

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