Die Geschichte der Cranger Kirmes - Seite 1 |
In diesem Jahr findet zum 583. Male die Cranger Kirmes statt. Das genaue Ursprungsjahr ist aber nicht bekannt. 1935 wurde die 500. Cranger Kirmes gross gefeiert. Warum gerade 1935? Es gibt keine Berichte für die Zeit von 1933 bis 1945 ,da die Zeitungen aus dieser Zeit von den Allierten später beschlagnahmt wurden. Lediglich die Festschrift zur 500. Cranger Kirmes ist vorhanden. Im Vorwort dieser Festschrift ist folgendes zu lesen |
"Nachweislich ist das vormalige 1761 durch Brand zerstörte Schloß Crange in den Jahren 1440/1441 erbaut worden. Es ist nicht nachweislich, daß das Schloß anstelle eines vorher vorhandenen älteren Hauses errichtet worden ist. Ebenso ist die Geschichte des Dorfes Crange vor dieser Zeit in Dunkel gehüllt. Es ist daher anzunehmen, daß Crange viel älter ist als das Schloß. Mit dieser 500-Jahrfeier soll keine Zeitrechnung festgelegt, aber ein Markstein gesetzt werden, von dem aus rückwärtsschauend wir uns in die Geschichte unser engen Heimat vertiefen, der Väter Art und Sitte ehren und die in der Cranger Kirmes als altem deutschen Volksfest liegende Überlieferung wahren wollen." | |
Pferdemarkt Anfang des 20. Jahrhunderts |
Für die Entstehung des Cranger Pferde - und Jahrmarktes scheinen mehrere Faktoren verantwortlich zu sein. a) Die Wildpferde des Emscherbruches, die bereits für die Germanen ein begehrtes Tausch- bzw Handelsobjekt waren. b) Der Gedenktag der Hermannsschlacht, der von den als spiel- und trinkfreudig bekannten Germanen sicher festlich begangen wurde und zwar in Verbindung mit dem jährlichen Pferdemarkt. c) Der Jahrestag der Einweihung der Laurentiuskirche in Crange, der das heidnische Fest ablöste. |
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Viehmarkt am Laurentiustag 1925
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Die Wildpferde Durch Knochenfunde ist erwiesen, daß das Wildpferd schon in der Urzeit im nahen Emscherbruch lebte. Diese Wildpferde im Volksmund auch "Emscherbrücher Dickköppe" genannt, waren sehr genügsam und gute Gebrauchspferde. Das Einfangen der Pferde geschah durch Einzel- oder Massenfang. Es wurden Treibjagden veranstaltet, bei denen das ganze Dorf und die Nachbarschaft aufgeboten wurden. |
Der Wildpferdeauftrieb wurde erstmals im Jahre 1369 erwähnt. Man kann auch davon ausgehen, das im Jahre 1441 schon Pferde zum Verkauf oder Versteigerung angeboten wurden , da in diesem Jahr das Haus Crange urkundlich erwähnt wurde. Seit der Einweihung der Laurentiuskapelle am 10. August 14??,das Jahr ist nicht genau bekannt, fanden sowohl der Pferdemarkt wie auch der Jahrestag der Kirchweihe zusammen alljährlich am 10.August (Laurentiustag) statt. | |
Pferdemarkt um 1900 |
Das Emscherbruch mit seinem Mittelpunkt Crange, wurde im Laufe der Jahrhunderte in zunehmenden Maße als Ort der Pferdezucht und des Pferdemarktes weithin bekannt. Aus allen Richtungen kamen die Käufer angereist. aus Köln, Frankfurt, Holland und aus den benachbarten Garnisonen. Man bezahlte hohe Preise für die begehrten Pferde. Der Verkauf fand nördlich des Dorfes auf einer von der Emscher gebildeten Halbinsel statt, zu der nur die Käufer Zutritt hatten. Die Zuschauer standen auf der anderen Seite des Flusses. |
Das Ende der Wildpferdezucht
Die blühende Wildpferdezucht des Emscherbruches ist im Laufe der Zeit eingegangen. Erster Anlass hierzu war das französische Forstorganisationsdekret vom 22.06.1811 für das Grossherzogtum Berg, in dem das Wildroß dem übrigen Vieh gleichgestellt wurde und nur noch unter Aufsicht eines Hirten weiden durfte. Bei Zuwiderhandlung sollte der Besitzer zur Rechenschaft gezogen werden. Wenn auch diese Bestimmung später gemildert wurde, so führte doch die im Jahre 1825 erfolgte Teilung der Gemeindemarken zur endgültigen und völligen Auflösung der Wildpferdezucht im Emscherbruch |
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alte Cranger Schule und Cranger Kirche 1908
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Cranger Pferdemarkt 1913
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Trotz Auflösung der Emscherbrücher Wildpferdezucht im Jahre 1825 wurde der Pferdemarkt traditionsgemäss beibehalten. 1835 war folgende Bekanntmachung zu lesen: "Ich bin Willens, 14 Stück junge , wilde Pferde am 10.August als am Jahrmarkt zu Crange Nachmittags 3 Uhr bei Gartmann an der Cranger Heide gegen baare Zahlung meistbietend zu verkaufen;da ich solche,weil sie noch ganz roh sind, nicht zum Markt bringen darf. Kauflustige lade ich hierzu mit dem Bemerken ein, daß die Pferde von vorzüglicher Qualität sind" 1910 standen noch über 2000 Pferde zum Verkauf. |
Es ist anzunehmen, daß neben dem Pferdemarkt zunächst auch stets ein Krammarkt stattfand, wo die Bevölkerung ihren Jahresbedarf an Gerät für Haus und Hof sowie sonstigen langfristigen Bedarf deckte. Ein solches Ereignis lockte natürlich auch viel "fahrendes Volk" an. Anfangs waren nur wenige Buden vorhanden. Seiltänzer und Taschenspieler zeigten ihre Künste.Auch Zigeuner waren mit ihren Affen und gezähmten Bären vertreten. Um 1900 erzählte ein ein ehemaliger Gemeindevorsteher von Crange,Heinrich Koch, das oft bis in die Nacht hinein gezecht und getanzt wurde, wobei der bekannte westfälische Korn oft nur zu gründlich seine Schuldigkeit tat und Ursache ward, daß mancher eben erst erstandener Gaul durch Würfel- und Kartenspiel mehrfach seinen Besitzer wechseln musste. |
Im 19. Jahrhundert und auch noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts war die Kirmes auch als Hechtkirmes bekannt. In der Emscher wimmelte es von Hechten. Sie wurden gefangen und dann im Freien an langen Tischen serviert. Aus Pferdemarkt und Laurentiusfeier wurde so die Hechtkirmes. Doch nach einiger Zeit gab es keine Fische mehr in der Emscher. So wurde aus der Hechtkirmes die Cranger Kirmes. Anfang des 20. Jahrhunders verlor auch der Pferdemarkt immer mehr an Bedeutung. | |
Pferdemarkt 1907-im Hintergrund links Zirkuszelte
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Bilder: Archiv Stadt Herne |
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